Von Stephan Klenner

Sommer 2013: Stefan Heck ist erst seit wenigen Wochen JU-Landesvorsitzender, ich bin neuer JU-Pressesprecher. Im laufenden Bundestagswahlkampf führen wir die JU-Pressearbeit zu neuen Höhen. In den Räumen der Landespressekonferenz verkünden wir eine wichtige Botschaft: Falls die SPD die Bundestagswahl gewinnt, sind alle 450-Euro-Jobs in Gefahr. Jeder Hesse sollte daher CDU wählen. Die Journalisten, massenweise erschienen, messen der Nachricht dramatische Bedeutung zu. Sie berichten in großformatigen Artikelserien über die JU-Wahlkampagne. - So oder so ähnlich stellen wir uns das zumindest vor. Die Realität sah dann etwas anders aus: Stefan und ich fuhren zwar optimistisch nach Wiesbaden. Die Landesgeschäftsstelle hatte auch zahlreiche Infomappen und Kampagnenmittel vorbereitet. In den Räumen der Landespressekonferenz wartete aber nur eine einzige Journalistin. Unsere Ausführungen fand sie langweilig, jedenfalls berichtete sie nicht darüber. Ein ganzer Tag, mitten in der Hauptwahlkampfzeit, war umsonst.

Was dann folgte, ist typisch für Stefan und prägend für seine Amtsführung als JU-Landesvorsitzender:
Er reagierte gelassen. Während andere die Situation beklagt hätten, kaufte Stefan Eis für das JU-Team. Besonnenheit ist eine Hauptzutat seines politischen Erfolgsrezeptes. Sie ermöglicht es ihm, auch mit schwierigen Menschen gut auszukommen und überzeugend zu vermitteln. Stefan gelingt es, unterschiedliche Interessen nicht nur anzuhören, sondern wirklich zusammenzuführen.

Viel Fähigkeit zum Ausgleich war von Anfang an gefragt: Mit 88,2 Prozent wurde Stefan zwar mit einer großen Mehrheit am 18. Mai 2013 erstmals zum JU-Landesvorsitzenden gewählt - im Vorfeld hatte es aber durchaus Diskussionen gegeben. Die Junge Union Rhein-Main hatte den Frankfurter JUler Ulf Homeyer für das Amt vorgesehen. Es erforderte zahlreiche Gespräche, eine Kampfkandidatur zu vermeiden. Stefan ging auf seinen Mitbewerber zu und verstand es, seine Anliegen zu berücksichtigen.

Wenige Wochen nach der Vorsitzwahl folgte der Superwahlkampf. 2013 wurden in Hessen am gleichen Tag Bundes- und Landtag gewählt. Stefan war als Bundestagskandidat in Marburg-Biedenkopf gefordert, gleichzeitig musste er sieben JU-Landtagskandidaten im ganzen Land unterstützen. Die bereits erwähnte Kampagne zum Erhalt der 450-Euro-Jobs war in den Fußgängerzonen zum Glück deutlich erfolgreicher als in der Landespressekonferenz. Es gelang, in großer Zahl neue JU-Mitglieder zu werben. Stefan wurde im September 2013 in den Bundestag gewählt.

Dort musste er bereits wenige Monate später eine schwierige Entscheidung treffen: Im Mai 2014 wurde über die „Rente mit 63“ abgestimmt. Die SPD hatte die Gesetzesänderung in den Koalitionsverhandlungen durchgesetzt. Innerhalb unseres Verbandes bestand die Erwartungshaltung, Stefan werde sich dem Projekt entgegenstellen. Die CDU/CSU-Fraktion verlangte von ihrem Abgeordneten hingegen, er müsse unbedingt zustimmen.Stefan entschied sich für seine Überzeugung: Anders als der Großteil seiner Fraktionskollegen stimmte er gegen den Angriff auf die Generationengerechtigkeit. Stefan zeigte Standfestigkeit, persönliche Verlässlichkeit und Geradlinigkeit. Diese Eigenschaften zeichnen ihn mindestens ebenso aus wie seine Besonnenheit.

Das Jahr 2014 war auch in anderer Hinsicht herausfordernd: Die JU Deutschlands suchte einen neuen Bundesvorsitzenden. Philipp Mißfelder, der seit zwölf Jahren amtierte, unterstützte Benedict Pöttering. Die JU Nordrhein-Westfalen schickte Paul Ziemiak ins Rennen. Viele rieten Stefan, erst einmal abzuwarten, wer das Rennen machen würde, um auf jeden Fall am Gewinnertisch zu sitzen. Doch auch hier wählte Stefan den Weg der Geradlinigkeit: Schon im Januar 2014 – als der Ausgang der Entscheidung noch höchst ungewiss war - setzte er durch, dass wir Paul Ziemiak nominierten. Stefan bewahrte auf diese Weise langfristig die prägende Kraft, die unser Landesverband auf Bundesebene stets entfaltet hatte. Paul wurde acht Monate später zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Ohne das frühe Signal aus Hessen wäre die Entscheidung vielleicht anders ausgefallen.

Ab dem Jahr 2015 bestimmte die Flüchtlingskrise den politischen Diskurs. Auch in der JU Hessen gab es unterschiedliche Haltungen: Während etliche Mitglieder engagiert für den Kurs von Angela Merkel eintraten, forderten andere eine Obergrenze für Migranten. Stefan wendete viel Zeit auf, um auch bei diesem emotionalen Thema den Verband zusammenzuhalten. Seiner sachlichen Moderation ist es zu verdanken, dass die JU Hessen im Januar 2016 schließlich ein Positionspapier verabschiedete, das Humanität und Kontrolle der Zuwanderung in Einklang bringt. Stefan trat dabei für einen erschwerten Familiennachzug, aber gegen eine Obergrenze ein. In beiden Punkten folgte ihm der Verband. Das Jahr 2016 brachte zudem die Kommunalwahl und eine denkwürdige Feier zum 70. Gründungstag der JU Hessen. Bei beiden Gelegenheiten modernisierte Stefan das Erscheinungsbild des Verbandes.

Ein Jahr später stand erneut die Bundestagswahl an. Obwohl Stefan abermals einen großartigen Wahlkampf führte, reichte es nicht für den erneuten Parlamentseinzug. „Die Welt“ sprach danach vom vielleicht herbsten Verlust innerhalb der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion. Die folgenden Erfahrungen waren für Stefan nicht immer erfreulich, aber stets aufschlussreich: Sowohl innerhalb der Jungen Union als auch in der CDU begegneten Stefan nicht mehr alle Gesprächspartner mit dem gleichen Maß an Verbindlichkeit, wie dies noch gegenüber dem Abgeordneten der Fall gewesen war. Stefan ließ sich davon nicht unterkriegen, fasste beruflich neu Fuß, wurde Vater und widmete sich weiter unserem Verband.

Im Landtagswahlkampf 2018 engagierte er sich mit Verve, obwohl die Bedingungen nicht einfach waren. Im Januar 2019 erhielt Stefan einen Anruf: Ministerpräsident Volker Bouffier fragte ihn, ob er Staatssekretär im Hessischen Innenministerium werden wolle. Dass Stefan zugesagt hat, ist nicht nur die richtige Entscheidung für Hessen. Es ist ebenso eine gute Nachricht für die Zukunft der Union.

Kurzvita Stephan Klenner:
Stephan Klenner war von 2011 bis 2013 Chefredakteur des LÖWENMAUL und von 2013 bis 2018 Pressesprecher der Jungen Union Hessen. Er kennt Stefan Heck seit 1999.

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