Von Helen Dawson, LÖWENMAUL-Reporterin

Bunte Koffer, die Jacken locker über den Arm gelegt, in der Hand den ersten Apfelwein des Tages. 33 JU-Mitglieder aus ganz Hessen bekommen von Landesgeschäftsführer Christian Eckhardt eine Fahrkarte in die Hand gedrückt: „Zur Sicherheit, falls jemand verloren geht“, zwinkert er. Vollzählig am Ziel angekommen, nehmen die jungen Europäer erst einmal das Hotel in Beschlag, bevor es zur obligatorischen Stadtführung durch die Innenstadt geht. Willkommen in Straßburg.

In der elsässischen Tradition

Der Spaziergang führt durch kleine Gassen, vorbei an Fachwerkhäusern und großen Plätzen, und es zeigt sich: dies ist eine Stadt mit Geschichte. Einst Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, wurde Straßburg früh zu einer „Freien Reichsstadt“ – bis zur Besetzung durch die Franzosen. Von da an folgte ein Hin und Her deutscher und französischer Besetzung, was zur Folge hatte, dass Straßburg seine elsässische Zugehörigkeit immens pflegte. So sprechen viele Straßburger neben Französisch und Deutsch auch Elsässisch. Wegen der Bedeutung Straßburgs in der französisch-deutschen Freundschaft kann es sich ein Teil der Gruppe nicht nehmen lassen und besucht die örtliche „Pulse of Europe“-Veranstaltung: Eine kleine Gruppe hat sich auf dem Place Kléber versammelt, ganz untypisch, wenn man die Großveranstaltung aus Frankfurt kennt.

Flammkuchen „All-you-can-eat“

Abends geht es für 34 hungrige und durstige JUler im Gänsemarsch in die Gaststätte. Die wenigen Sprachkundigen können beim Essenbestellen schwer beeindrucken. Der Rest muss mit einem einfach „Un Flammkuchen s‘il vous plaît!“ und „Merci“ auskommen. Mit knurrendem Magen musste jedoch definitiv niemand ins Bett gehen, denn schon der erste Abend punktete mit der Flammkuchen- Flatrate, sprich: Flammkuchen All-youcan-eat. Am letzten Abend der Straßburg-Fahrt blieb folgenschwer nur noch ein JUler übrig, der Flammkuchen bestellt hat, diesmal sogar á la carte. In Brüssel und Straßburg ist es etwas ruhiger an Besuchergruppen geworden. Es kämen zurzeit weniger Gruppen, berichtet der Europa-Abgeordnete Michael Gahler. „Die Angst vor Terror“, seufzt er. Es geht um viel Geld Die Gruppe sitzt in einem Besprechungsraum auf blauen Stühlen, die nur vor und zurück fahren können. Jeder ist mit einem Mikro und einer Flasche Wasser ausgestattet, so lauschen sie den Worten von Herrn Gahler. Es geht um die Sicherheit der Europäischen Union (EU), den Brexit, um Mehrheiten im Parlament, die Wahlen in Frankreich, um Geld. Geld für Strukturreformen, Geld für die Türkei, Geld, welches der Brexit kosten wird. Erschlagen von Eindrücken und der nüchternen Wahrheit, dass die EU sich wieder einmal beweisen und stärken muss, machen sich die jungen Europäer auf den Weg zum Parlamentssaal.

„Das EU-System erfordert pro Tag im Schnitt über 2.000 Übersetzer und 800 Dolmetscher.“

Das Europäische Parlament in Straßburg: Herzstück der EU – zumindest für eine Woche im Monat. Ansonsten tagt das Europäische Parlament in Brüssel. Tatsächlich arbeiten in Straßburg und Brüssel sogar meist dieselben Menschen, „wie ein großer Zirkus ziehen wir einmal im Monat um“, erzählt die Pressesprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Europäischen Parlament. Es wird ein kurzer Einblick in die Fraktionssitzung und den Parlamentssaal gegeben. Das Gesprochene jedes Redners wird hier in die 23 in Europa gesprochenen Sprachen übersetzt. Pro Tag erfordert das EU-System im Schnitt über 2.000 Übersetzer und 800 Dolmetscher.

Party und Politik

Etwas anders sieht das beim Europarat aus. Mitglied des Europarates sind alle europäischen Länder, ausgenommen Weißrussland, aber es gibt nur Übersetzungen in fünf Sprachen. Der Europarat hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschenrechte in der Welt zu schützen und zu fördern. Es werden Konzepte zur Förderung und Stabilisierung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit erarbeitet. Interventionsmöglichkeiten hat der Europarat nicht, aber die Hauptfunktion bleibt die Kommunikation innerhalb Europas, unabhängig der EU.

Das Motto Politik und Party darf natürlich auch nicht vergessen werden und so ziehen die jungen Politiker gemeinsam durch Straßburgs Nachtleben. Sie kommen aus allen Teilen Hessens, haben unterschiedliche Ämter inne und sind unterschiedliche lange dabei. Allein die Altersspanne liegt zwischen 17 und 33 Jahren. Letztlich ist das aber alles egal, denn sie werden etwas verändern in der Welt. Um Mitternacht läuten die Glocken des Münsters und unsere Mitfahrerin Linnéa hat Geburtstag, wir stoßen an, auf sie, auf uns, Europa und die JU!

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