Ronja Kemmer, 32 Jahre alt, ist seit dem Bundesparteitag Mitglied des CDU-Präsidiums. Sie ist die einzige JUlerin im geschäftsführenden Vorstand. Die LÖWENMAUL-Redaktion hatte die Gelegenheit mit ihr zu sprechen – ein Portrait.

Die Nachricht, dass sie in den Deutschen Bundestag nachrücken wird, erreichte Ronja Kemmer 2014 am Ende ihres Masterstudiums in Italien. Dort absolvierte sie die letzte Station ihres Doppelabschlusses in Volkswirtschaftslehre und ihr Leben sollte sich um 180 Grad drehen. 25 Jahre alt, den Masterabschluss fast in der Tasche packte sie ihre Koffer, um ihr Bundestagsmandat anzunehmen. Die Universität Pavia besuchte sie das nächste Mal lediglich, um ihre Masterarbeit zu verteidigen. Die gebürtige Nordschwarzwälderin verlegte ihren Lebensmittelpunkt kurzerhand nach Ulm, in den Wahlkreis, den sie bei nächsten Wahlen wiederholt direkt gewinnen wird: „Mich hätte es kaum besser treffen können.“ Ihr damaliger Freund zog mit – heute sind die beiden verheiratet und haben ein gemeinsames Kind.

Ronja Kemmer kommt nicht aus einem politischen Haushalt. Zur CDU kam sie, wie so viele, über die Junge Union. Gründe für ihren Eintritt waren: das Leistungsprinzip als zentraler Wert, die Soziale Marktwirtschaft und das mehrgliedrige Bildungssystem – Themen, mit denen sie sich zeitlebens identifiziert. Dass Politik dann doch anders funktioniert als es von außen betrachtet den Anschein hat, lernte sie schnell. Strategie, Netzwerk und Glück braucht es, um politisch erfolgreich zu werden; und eine gute JU-Schule, denn die ist noch etwas ganz anderes als die Arbeit in den Ortsverbänden der CDU. Die JU wisse wie keine andere Jugendorganisation warum „Mut zur Kante“ essenziell sei, dass heftige Diskussionen dem Miteinander guttun und wie ein starker Zusammenhalt politische Gestaltungsmöglichkeiten ermögliche.

Eine politische Gestaltungsmöglichkeit, die wie keine andere das Geschehen der CDU prägt, kann Ronja seit dem Parteitag im Januar nutzen. Ihr Platz im Präsidium der CDU ist ein starkes Zeichen für junge Frauen, für berufstätige Eltern, aber gerade auch für die Junge Union. Sie sieht sich dabei keineswegs als das Küken in der Präsidiumsrunde. Die 32-jährige sitzt seit acht Jahren im Bundestag, ist durch JU und den RCDS gut vernetzt und kennt Abläufe wie kaum jemand. Gewiss, es ist eine Chance, die sich ergeben und die sie nun ergriffen hat. Die bei der Wahl unterlegene Annette Widmann-Mauz, Bundesvorsitzende der Frauen Union, kommt aus dem gleichen Bezirksverband wie Ronja – dass beide den Posten bekleiden würde, galt von Anfang an als unwahrscheinlich. Doch nach einer gescheiterten Bundestagswahl ist kein Platz für Sentimentalitäten, sondern der Wunsch nach Aufbruch groß. Ronja leitet damit einen Generationenwechsel ein, eine selbstbewusste junge Frau, die in der Politik ihren Platz findet. Sie tut damit genau das, was die Frauen Union stets propagieren und nutzte ihre Chance.

In den kommenden Monaten muss die CDU nun zurück zu sich selbst finden, ihren Markenkern herausarbeiten und diesen auf die heutigen Fragen und Probleme übersetzen. Viele der guten Ideen liegen dabei schon auf dem Tisch. Der Mitgliederbeteiligungsprozess hat in der Vergangenheit offengelegt, wo es Handlungsbedarf gibt. Das neue Grundsatzprogramm muss schnell umgesetzt werden, für die großen Fragen – soziale Sicherungssysteme, Klimaschutz, digitale Transformation – müssen Konzepte der Union vorgelegt werden. Die Perspektive der jungen Generation ist dabei besonders wichtig und Jungen Union muss eingebunden werden. „Gleichzeitig muss die CDU auch ehrlich gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern sein und klarmachen:“ – hier spricht ganz die Volkswirtin – „Wohlstand fällt nicht vom Himmel.“

Umgesetzt und nach außen getragen wird dies dann natürlich maßgeblich von der Fraktion im Bundestag. Als B-Re- gierung sieht Ronja die CDU nicht, aber auch nicht als Fundamentalopposition. Vielmehr gehe es darum aufzuzeigen, wo die Union bessere Konzepte habe. Sie sagt, es sei die Zeit, nicht mehr ganz an- ständig zu sein: „Wir müssen den Finger in die Wunde legen. Zu handeln, als wäre die CDU noch in der Regierung darf nicht unsere Arbeit in der Opposition bestim- men.“

Mit einem Handyverbot in den Sitzungen kann Ronja vorübergehend gut leben, ohne digitale Sitzungen nicht mehr. Der Bundestag war wahrscheinlich die letzte Institution, die digitalisiert wurde und eine große parteiübergreifende Errungenschaft für die Mitglieder des Bundestages. Aufbruch werde längst nicht mehr auf die Schilder geschrieben, weil es gut aussieht – der Aufbruch ist da und wird mitgetragen von der Jungen Union.

Was sie nach einem vollen Plenartag gern macht? Ein Eis essen.

Artikel: Helen Dawson
Foto: Tobias Koch

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Helen Dawson

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