Nicht erst die Frauenfußball-WM in England dieses Jahr hat die Frage aufgeworfen, warum der weibliche Part der „Mann“schaft gesellschaftlich nicht gleichwertig anerkannt ist.

Dieser Artikel soll nicht eine Marketingkampagne für das Team von Voss-Tecklenburg losetreten, sondern eine Debatte darüber, wie wir neben der beruflichen Welt auch die sportliche Welt in die Debatte um Gleichberechtigung von Mann und Frau einfließen lassen.

Die Durchschnittsgehälter der männlichen Mannschaften in der Bundesliga liegen weit höher (ca. 30.000 Euro im Monat) als die der weiblichen (ca. 43.000 Euro im Jahr). Viele der Spielerinnen arbeiten neben ihrem Vollzeitberuf als Fußballerinnen. Auch bei den Siegesprämien werden vom Deutschen Fußballbund (DFB) beispielsweise beim Europameistertitel für die Männer 400.000 Euro ausgeschüttet, bei den Frauen wären es 30.000 Euro.

Vor allem weniger Marketing- und Werbeverträge, welche durch geringere Einschaltquoten und weniger Zuschauerinnen und Zuschauer bei den Turnieren zu erklären sind, treiben die Gehälter der Fußballerinnen nach unten.
Wir müssen uns fragen, ob dies das Signal ist, welches wir als Gesellschaft aussenden möchten. Jeder einzelne kann natürlich gut oder schlecht finden, was er möchte. Genauso wie es jedem selbst überlassen ist, welche Fußballspiele er sich anschaut. Vergleicht man jedoch die Spielzüge der Frauen mit denen der Männer, so lässt sich keine Qualitätsminderung erkennen, die eine solche Einstellung gerechtfertigt. Die Tore sind zum Teil spannender gewesen als die der männlichen Mannschaften bei WM und EM.
Auch in punkto Fairplay lohnt ein Vergleich zu den Herren: bei dieser EM konnten wir weniger gekünsteltes Foulen und weinerliches Gehabe sehen.

Das Signal der Gleichberechtigung dürfte jedoch den größten gesellschaftlichen Impact haben: was vermitteln wir Mädchen, die in einen Fußballverein gehen, wenn wir auf die Frage, ob Spiele der Frauen-EM übertragen werden, mit: „Das ist doch kein Fußball“, „So etwas kann man doch nicht öffentlich zeigen“ oder - ebenso geschehen - „Das ist doch Behindertensport“ antworten?

Wenn wir benachteiligte Menschen gleichberechtigt behandeln wollen, dann müssen wir dies auch tun, wenn die Realität für die Gleichbehandlung spricht, wir aber aus Gewohnheit eine andere Meinung dazu haben.
Daran zeigt sich erst, ob eine Gesellschaft tolerant ist, oder sich nur tolerant gibt. Wir sollten Ersteres wählen.

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Nicolas Bergmann