Von Christian Bug, Landwirt aus Petersberg

Ich möchte in diesem Artikel einen kleinen Einblick in mein Leben als Landwirt geben. Zusammen mit meiner Familie und vier Mitarbeitern bewirtschafte ich einen landwirtschaftlichen Betrieb in Petersberg bei Fulda. Mit vier Generationen leben und arbeiten wir gemeinsam auf unserem Hof. Ich bin katholisch, verheiratet, habe zwei Kinder und bin in der CDU, JU und MIT. Das hört sich nicht nur konservativ an, das ist auch so. Konservativ im positiven Sinne. Landwirte sind sicherlich keine Fortschrittsverweigerer. Ganz im Gegenteil – auf dem Feld und auch im Stall hält die Digitalisierung Einzug. Autonomes Fahren findet auf den heimischen Feldern bereits statt und hilft uns die Böden und Ressourcen zu schonen. Roboter werden im Stall für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt, um das Tierwohl zu steigern. Unsere Kühe sind mit smarten Halsbändern ausgerüstet. Diese Halsbänder sammeln Unmengen an Daten, die z. B. zur Früherkennung von Krankheiten, zur Brunsterkennung und zur Dokumentation aufbereitet werden. Für uns und für einen großen Teil der Landwirte sind Tradition und Werte wichtig. Den Wunsch, den Betrieb weiter zu entwickeln und in die nächste Generation zu führen, ist den Landwirten in die Wiege gelegt. Das ist eine Definition von Nachhaltigkeit, die nicht nur in der Landwirtschaft, sondern in vielen Handwerksbetrieben zutrifft. Jedoch ist es durchaus schwierig, die nächste Generation für diesen intensiven Beruf zu begeistern. Ein selbstständiger Betriebsleiter reißt im Jahr nicht selten über 2.500 Arbeitsstunden ab. Etwa 40 Prozent dieser Zeit verbringt er in seinem Büro, um allen Anforderungen des modernen Papierkriegs gerecht zu werden. Trotzdem würde ich jederzeit bestätigen, dass Landwirt der schönste Beruf ist.

Landwirte sehen sich zurzeit mit zahlreichen Themen konfrontiert: Ob es um den Rückgang der Insektenpopulation, die Nitratbelastung im Grundwasser durch Düngung, den Einsatz von Pflanzenschutz oder um die Art und Weise, Nutztiere zu halten, geht – die Bauern unseres Landes sind in aller Munde. Man bekommt den Eindruck, es gibt 80 Mio. Landwirtschafts-Experten in Deutschland. Dieses Gefühl sollte dem Bundestrainer vorbehalten sein. Oft muss ich feststellen, dass die Menschen keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft haben und die Diskussionen rein emotional, jedoch meist unsachlich geführt werden. Die Landwirtschaft hat es in den vergangenen 30 Jahren wohl versäumt, den Verbraucher mitzunehmen. Einige NGOs und die Grünen haben es dagegen sehr gut verstanden, die Bevölkerung in diesen Themen zu emotionalisieren. Schnell wird die biologische Produktionsweise glorifiziert und die konventionelle Produktion verteufelt. Die Einteilung in Gut und Böse funktioniert super und lässt die Grünen feiern. Diese Methode macht langsam Schule. Es geht um Marketing. Die anderen Parteien wollen auf der grünen Welle mitsurfen und es werden Positionen bezogen, die beliebt erscheinen. Leider tickt der Verbraucher anders als es die Gesellschaft vorgibt. Das heißt, einerseits wachsen die Auflagen und Regulierungen für die Produktion von Lebensmitteln auf politischen Druck in den Himmel, andererseits kauft der Verbraucher gerne günstig. In dieser Zwickmühle befindet sich der Landwirt von heute. Es ist nicht verwunderlich, dass wir Landwirte grundsätzlich CDU-Stammwählerklientel sind. Die CDU ist seit vielen Jahren die politische Heimat vieler Bauernfamilien. Die aktuelle Agrarpolitik von Frau Klöckner lässt die Zustimmung im Berufsstand jedoch leider schwinden. Natürlich muss Frau Klöckner auch einen Konsens mit dem Koalitionspartner erzielen, jedoch sind die Kompromisse für uns Landwirte nicht zufriedenstellend, für viele inakzeptabel und für einige existenzbedrohend. Die Landwirte vermissen den Rückhalt in der Politik. Die JU stellt sich glücklicherweise deutlicher hinter die Landwirtschaft. Die JU muss allerdings auch niemandem gefallen und kann deshalb einfach kluge und systematisch richtige Positionen beziehen. Der Wunsch der Landwirte, sich bei Entscheidungen auf wissenschaftliche Grundlagen zu beziehen und nicht aus Emotionen heraus zu handeln, wird zurzeit nicht bedient. Stattdessen werden Quoten für biologische Landwirtschaft festgelegt, die vollkommen an der tatsächlichen Marktlage und dem Einkaufsverhalten des Verbrauchers vorbeigehen.

Versteht mich bitte nicht falsch, ich habe nichts gegen biologische Landwirtschaft, aber alleine bei dem Wort „Quote“ zucke ich als Unternehmer zusammen. Wir Landwirte produzieren genau das, was der Verbraucher aus dem Regal zieht. Und wenn der Verbraucher sich für Bioprodukte entscheidet, dann wird der Anteil biologischer Landwirtschaft steigen. Ganz von allein. Wir nennen es „Markt“.

Ich habe es persönlich satt, dass viele Leute so tun, als würde unsere Landwirtschaft Nutztiere schlecht behandeln, den Boden auslaugen und andere Kontinente mit Sojaimporten ausbeuten. In Wahrheit ging es den Tieren nie besser als heute. Moderne Ställe sind hell und gut belüftet. Die Tiere werden professionell gefüttert und gehalten. Nie waren junge Landwirte besser ausgebildet als heute. In Wahrheit war unser Boden nie fruchtbarer. In Wahrheit leistet die Landwirtschaft folgendes: Vor 200 Jahren lebten rund eine Milliarde Menschen auf der Welt. 96 Prozent (960 Millionen Menschen) davon lebten in bitterster Armut und litten an Hunger. Heute bevölkern ca. 7,8 Milliarden Menschen unsere Erde. 10 Prozent (780 Millionen Menschen) der Weltbevölkerung leiden aktuell an Hunger. Es hört sich vermutlich größenwahnsinnig an, aber ich glaube fest daran, dass moderne Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit Forschung diesen Megatrend fortführen kann. Man rechnet im Jahr 2050 mit einer Weltbevölkerung von etwa zehn Milliarden Menschen.

Wenn wir es als Gesellschaft schaffen wollen, dass dieses Projekt weiterhin funktioniert, müssen wir mit dem Schlüsselsektor Landwirtschaft in Zukunft besser umgehen. Wir müssen die Themen wissenschaftlich betrachten.

Support your local farmer. Fasst euch ein Herz und bittet den Landwirt in eurer Nähe um eine Betriebsbesichtigung. Schaut euch an, wie Landwirtschaft heute funktioniert und welche Herausforderungen es zu meistern gibt. Falls ihr keinen Landwirt kennt, den ihr fragen könntet, seid ihr bei mir herzlich willkommen.

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