Sie ist Ingenieurin, er ist Lehrer. Laut den aktuellen Plänen der Ampel gäbe es für solche oder ähnliche Konstellationen, nämlich Paare mit einem Jahreseinkommen von über 150.000 € brutto, kein Elterngeld mehr. 150.000 € brutto klingt erst einmal nach viel Geld. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass, wenn beide Elternteile jeweils knapp über 75.000 € brutto verdienen, zusammen also 150.000 €, während der Elternzeit bei einem zu Hause bleibenden Elternteil, umgerechnet lediglich noch ca. 3.800 € netto monatlich zur Verfügung blieben. Zudem müsste vom zu Hause bleibenden Elternteil auch noch die Krankenversicherung bezahlt werden. Gleichzeitig sind mit einem Kind auch erhöhte Kosten für Wohnen, Ausstattung, Kleidung, Nahrung, Windeln etc. verbunden.

Das Elterngeld soll eigentlich die Entscheidung für eine Verbindung von Beruf und Familie fördern und dem Verzicht Berufstätiger auf Kinder entgegenwirken. Berufstätige erhalten nach der Geburt eines Kindes dagegen 67 Prozent ihres Einkommens des Vorjahres, beziehungsweise maximal 1.800 €. Mit dem Elterngeld reagiert der Gesetzgeber auf die Tatsache, dass sich Männer und Frauen immer seltener und immer später für Kinder entscheiden. Das Elterngeld soll die Entscheidung für Beruf und Familie begünstigen. Die Einkommensunterschiede zwischen Paaren ohne und solchen mit Kindern sollen abgemildert werden.

Aktuell stünde diesem Paar aus dem Beispiel monatlich 1.800 € Elterngeld für 14 Monate zu. „Ohne dieses Elterngeld und mit 3.800 € die Wohn- und Lebenshaltungskosten, gerade im Ballungsraum, zu finanzieren, ist eine Herausforderung. Die Pläne der Ampelregierung zum Elterngeld verleiten schon weit vor der Geburt dazu, weniger zu arbeiten. In Zeiten des Fachkräftemangels wäre dies ein fatales Zeichen“, betont Vanessa Hinterschuster.

„Wir betrachten die geplante Absenkung der Einkommensgrenzen beim Elterngeld als äußerst kritisch, weil diese vor allem die gut ausgebildete und arbeitende Mittelschicht trifft und ein deutlicher Rückschritt für die Gleichstellung und die Familienfreundlichkeit Deutschlands, insbesondere für Frauen wäre. Die Kürzungen von Finanzminister Lindner zum Elterngeld sind leistungsfeindlich und respektlos jedem gegenüber, der Zeit und Kraft in Ausbildung und Karriere investiert hat. Sie werden dazu führen, dass sich noch weniger Akademikerinnen für Kinder entscheiden. Die von der breiten Mittelschicht getragene Unterstützung für den Sozialstaat sinkt, wenn große Teile dieser Mittelschicht von Leistungen, die sie finanzieren, ausgeschlossen sind.“

Foto: AdobeStock

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Kontaktperson

Vanessa Hinterschuster-Hieronymus

Referentin für Gesundheit und Soziales

+49 6183 -72390
vanessa.hinterschuster@ju-hessen.de

Lukas Kaufmann